SPRÜCHE AUS DER BLAUFÄRBEREI

 

"BLAUMACHEN"

Die aufwändigste Arbeit des Blaufärbers war das Bedrucken der Textilien mit dem "Papp".
Dazu verwendete man "Model" mit denen man das farbabweisende, streng geheime Mittel aufgedruckt hat. 
Der Papp müsste anschließend drei Wochen am Dachboden des Färberhauses trocknen.
Jeweils an jedem Montag der Woche wurden dann die Textilien in der "Küpe" - Bottich mit Indigo-Farbstoff - gefärbt.
Die Stoffe wurden wenige Minuten in den Indigo-Farbstoff getaucht und anschließend eine Stunde lang an die Luft gehängt.
Durch den Sauerstoff in der Luft kam es zu einer Oxydation, bei dem sich der Indigo-Farbstoff von "Gelb" auf "Grün" und anschließend auf "Blau" verfärbt.
Während die Textilien in der Luft hingen um Sauerstoff zu tanken, konnte der Färbermeister nichts dazu beitragen.
Er nützte diese Zeit für sich und ging gerne kurz ins Gasthaus um ein Bier zu trinken.
Die Bauern und Bürger fragten ihn: "Färbermeister - arbeitest du heute nicht?" 
Der Färbermeister gab zur Antwort: "Ich mache heute "BLAU" ich habe heute den "BLAUEN MONTAG". 

 

"BLAUES WUNDER ERLEBEN"

Gerne besuchten Bauern und Bürger den Färbermeister im Färberhaus um ihm bei seiner Arbeit zuzusehen.
Die Färbermeister waren gefragte Gesprächspartner, wußten sie doch durch ihre Lebenserfahrung, die sie in der Zeit ihrer langen Wanderschaft gemacht haben, viel aus der Welt zu erzählen.
So brachte etwa den Färbermeister Josef Zötl, geboren 1806, seine Wanderschaft bis London, sein Sohn kam bis Arad im heutigen Rumänien.
Gerne übertrieben sie ein wenig bei den Erzählungen ihrer Erlebnisse und das brachte ihnen den Ruf ein, "Hexer" und "Zauberer" zu sein.
Da sich beim Färben mit Indigo-Farbstoff die Farbe von "Gelb" auf "Grün" und anschließend auf "Blau" ändert, 
konnten die Besucher ein "BLAUES WUNDER" erleben.

 

"IN DIE MANGEL NEHMEN"

Um das grobe, kratzige Bauernleinen glänzend, weich und geschmeidig zu machen, mußte man es "Mangeln".
Das Leinen wurde befeuchtet und anschließend auf Holzrollen aufgerollt und anschließend unter die Mangel gegeben.
Die Mangel im Gutauer Färbermuseum ist ein 
6 Meter langer Holzkasten, der mit 12 Tonnen Granitsteinen gefüllt ist. 
Mit einem Göpelantrieb wurde die Mangel über die Holzrollen hin und her bewegt.
Durch das große Gewicht wurden die einzelnen Fasern des Leinens so stark zerdrückt und gequetscht, dass sie glänzend, weich und geschmeidig wurden.

 

"UMMODELN"

Zum Aufbringen des "Papps" benötigte man "Model", die von "Formstechern" oder "Modelstechern" hergestellt wurden.
Heute gibt es in Europa nur mehr ganz wenige Künstler, die diese Handwerk ausüben.
Einer davon ist Hans Joachim Frindte aus Mühlhausen in Thüringen, der seit Jahren zum Färbermarkt nach Gutau kommt.
In Birnenholz werden mit Messingstiften und
Messingblättchen Muster erzeugt und der Model anschließend mit Schellack konserviert.
Wenn einem Blaufärber ein Muster nicht mehr gefallen hat, dann hat er die Messingstifte herausgezogen und an einer anderen Stelle eingeschlagen, er hat seinen Model "UMGEMODELT".

 
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